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NBA News

Bryant wegen Vergewaltigung angeklagt - Lebenslange Haft droht

Von Gunnar Meinhardt, dpa

Eagle/Los Angeles (dpa) - Der glamourösen Karriere von Superstar
Kobe Bryant droht ein skandalöses Ende. Der als untadlig geltende
Basketball-Profi der Los Angeles Lakers ist am Freitag vom
Bezirksstaatsanwalt Mark Hurlbert in Eagle im US-Bundesstaat Colorado
wegen Vergewaltigung angeklagt worden. Dem 24-Jährigen wird
vorgeworfen, am 30. Juni im luxuriösen "Lodge and Spa" in Cordillera
in der Nähe des Wintersportorts Vail eine 19-jährige Hotelangestellte
sexuell missbraucht zu haben. Bei einer Schuldsprechung kann Bryant
zu einer Freiheitsstrafe zwischen vier Jahren und lebenslänglich
verurteilt werden. Am 6. August muss Bryant zur ersten Anhörung beim
Gericht in Eagle erscheinen. Der Prozess beginnt laut Aussage der
Anwälte frühestens in vier bis sechs Monaten.


Zwei Wochen nach Bekanntwerden des Vorfalls erklärte Hurlbert am
Freitag in einer landesweit ausgestrahlten Pressekonferenz, er könne
auf Grund von "Aussagen und physischen Spuren" unzweifelhaft
beweisen, dass Bryant sein Opfer mit Gewalt zu sexuellem Missbrauch
gezwungen habe. Einzelheiten nannte er nicht. Der Angeklagte
beteuerte indes seine Unschuld. Nachdem Bryant unmittelbar nach der
Anklageerhebung in einem schriftlichen Statement eingestanden hatte,
Ehebruch begangen und mit dem Teenager - aber nicht gegen ihren
Willen - geschlafen zu haben, stellte sich der Familienvater mit
seiner seit April 2001 verheirateten Frau Vanessa vier Stunden später
in Los Angeles überraschend den Medien.


Bei seinem reumütigen, von Tränen unterdrückten fünfminütigen
Auftritt, wobei ihm seine Frau die rechte Hand hielt, wiederholte
Bryant vier Mal: "Ich bin unschuldig." Beschämt beteuerte er: "Ich
habe sie nicht gezwungen, irgendetwas gegen ihren Willen zu tun. Ich
sitze hier, bin wütend über mich selbst und angewidert darüber, den
Ehebruch begangen zu haben. Ich liebe meine Frau von ganzem Herzen,
sie ist mein Rückgrat", sagte Bryant vor über 20 TV-Kameras und 100
Journalisten, ehe er sich um Vergebung bittend an seine Frau wandte:
"Du bist ein Segen, du bist ein Stück meines Herzens, die Luft, die
ich atme, und die stärkste Person, die ich kenne. Ich bedauere es,
dass du und meine Familie so etwas mitmachen müssen."
Bryants drei Jahre jüngere Frau, die im Januar ihr erstes
gemeinsames Kind Natalia Diamante bekam, hatte zuvor schriftlich
erklärt: "Mir ist klar, das mein Mann Ehebruch begangen hat. Doch wir
werden das zusammen durchstehen. Er ist kein Krimineller. Er ist ein
liebenswerter Vater und Ehemann. Ich weiß, dass er unschuldig ist.
Die großartige Persönlichkeit, die er auf dem Basketballparkett und
in der Öffentlichkeit ist, wird eine noch viel größere Person vor
Gericht sein." Auch für Bryants Anwältin Pamela Mackey sei klar, dass
ihr Mandant unschuldig ist, denn der Geschlechtsakt geschah zwischen
zwei "einwilligenden Erwachsenen. Die Beweise für solch eine Anklage
reichen nicht aus", behauptete sie.


Das Opfer äußerte sich bislang nicht. Die Frau aus der 3700
Einwohner zählenden Ortschaft, hier bekannt als Sängerin,
Klavierspielerin und Cheerleader, hatte einen Tag nach dem Vorfall
die Tätlichkeit der Polizeibehörde gemeldet. Gegen Bryant wurde
daraufhin ein Haftbefehl ausgestellt. Er stellte sich am 4. Juli der
Polizei und kam für eine Kaution von 25 000 Dollar auf freien Fuß. In
dem Hotel hatte sich der Sportler einquartiert, um sich am 1. Juli in
Vail bei Richard Steadman einer Arthroskopie im Knie zu unterziehen.
Während der Ermittlungen habe sich Bryant kooperativ verhalten, hieß
es von Seiten des Polizeibüros.


Die amerikanische Öffentlichkeit reagierte fast durchweg geschockt
auf die Anklage des umschwärmten Idols, dem das Schicksal wie Box-
Profi Mike Tyson droht. Der Ex-Weltmeister musste wegen
Vergewaltigung von 1992 bis 1995 eine dreijährige Haftstrafe
absitzen. Viele Fans fühlten sich zurückversetzt ins Jahr 1991, als
das damalige Lakers-Idol Magic Johnson offenbarte, HIV-positiv zu
sein, oder aber in das Jahr 1993, als Football-Star O.J. Simpson
wegen Mordes angeklagt wurde.


Egal, wie der Fall auch ausgeht, das Saubermann-Image des
Multimullionärs Bryant, der zwischen 2000 und 2002 mit den Lakers
drei Mal Meister wurde, ist ruiniert.
 

 

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